Ernst Dorfner

Welche Geldreform brauchen wir?

In der neuesten Schrift von Helmut Creutz "Zinsfreies Notenbankgeld" ist folgendes Resumee zu lesen: "Zweifellos ist es der Sache Geldreform immer dienlich, neue Gesichtspunkte, Vorschläge und Modelle in die Diskussion einzubringen. Dabei sollte man jedoch bemüht sein, sich immer wieder an den Realitäten des heutigen Geld- und Bankensystems zu orientieren. Vor allem sollte man nicht versuchen, einen zweiten Schritt vor dem ersten zu tun, der immer nur die Einführung einer konstruktiven Umlaufsicherung sein kann. Denn erst nach einer solchen Einführung können Diskussionen über zinsfreie Geldausgaben – ob an den Staat oder an die Bürger – überhaupt realistisch sein."

Wieder einmal ist Creutz – so seine Überzeugung - bereits im Besitz der richtigen, an der Realität überprüften Erkenntnisse. Andere Überlegungen und darauf aufbauende weitere Diskussionen sind ihm zufolge von vorneherin verfehlt oder zumindest sekundär.

Doch gerade das Creutz‘sche Erklärungsmuster ist mit der Realität nicht in Übereinstimmung zu bringen. So kann er die Vorschläge eines "Schuldenlosen Geldes" oder von 100%-Money in ihrer Bedeutung auch nicht nachvollziehen.

Wir sollten uns auf der Suche nach Lösungen nicht aufhalten lassen.

Ein nichtstimmiges Erklärungsmuster

Das von Helmut Creutz verwendete Erklärungsmuster für die soziale Problematik unseres Wirtschaftssystems findet in einem Fehler unserer derzeitigen Geldordnung ihren Ausgangspunkt. Es geht also nicht um das Wesen der Geldwirtschaft und der damit verbundenen Prozesse.. Es geht ‚nur‘ um die Beseitigung dieses Fehlers, der es ermöglicht, den Zins zu erpressen. Durch diesen Zins wird – so Creutz - eine Umverteilung von den Arbeitseinkommen hin zu den Kapitaleinkommen mit all ihren sozialen Folgen bewirkt. Dabei angesprochen wird auch die alte sozialpolitische Ansage vom "Recht auf den vollen Arbeitsertrag".

Der Verlauf der Zinseszinskurve nach einer ins Unendliche explodierenden Exponentialfunktion und darauf aufbauende Beispiele von Wachstumsverläufen – die berühmten Beipiele vom Seerosenteich und vom ‚Josefspfennig‘ - tun ein übriges, um auch die ökologische Problematik mit in die Thematik mit einzubeziehen. Diese von Creutz verbreiteten Gedanken finden so bei vielen, die sich kritisch mit dem Kapitalismus auseinandersetzen, rasch Anklang. Dabei wir sehr plausibel vermittelt, daß dieses zinsbehaftete Geld zu einer ungeheuren Ansammlung von Geldvermögen in den Händen weniger führt, und durch eben diesen Prozeß auch die Zerstörung von Natur und Umwelt bewirkt wird. Letztlich müsse das dann - so oder so – zu einem totalen Zusammenbruch, einem Crash der modernen Wirtschaft führen.

Diese Theorie, die ideologischen Charakter annimmt, versucht nun Creutz auch mit Fakten zu untermauern. Fakten, die er insbesondere den Statistiken der Deutschen Bundesbank entnimmt und sie zusammen mit seiner Interpretation den Lesern vorsetzt. Seine Meinung wirkt damit gut begründet – und so auch glaubhaft.

Der Bezug zur Realität der Theorie von Creutz ist aber dort bereits längst abgerissen, wo er die Statistiken ins Spiel bringt. Dies liegt darin, daß er von vorneherein nur die monetäre Seite der Wirtschaft betrachtet und das Geld als Tauschmittel ansieht, welches als solches von Hand zu Hand fließt. Solange es das so tut, ist gewissermaßen alles in bester Ordnung. Denn so ermöglicht es den Güteraustausch und die Räumung der Märkte. Und je rascher Geld weitergegeben wird, um so besser. Denn umso mehr Güter, die immer vorhanden sind, können abgesetzt werden. Erst wenn das Geld irgendwo nicht mehr weitergegeben wird, dann entsteht ein Problem, das aber mit dem Weiterverleihen rasch behoben wird.

Wobei erst jetzt bei diesem Weiterverleihen der Kredit und damit Verschuldung mit in die Betrachtung hereinkommt. Und jedesmal, wenn das Geld wo gespart wird, kommt es zu es zur Bildung weiterer Schulden sowie vice weiterer Guthaben, die zusammen mit den darauf anfallenden Zinsen zur exponentiellen Geldvermögensentwicklung führen.

Die Unstimmigkeiten zwischen den Creutz’schen Erklärungsmustern und der Realität, in der ganz offensichtlich

  1. Die Theorie von Creutz läßt die reale Seite, also die Produktion der Güter vollkommen außer acht. Die Güter, die eingetauscht werden, sind einfach vorhanden. Punkt.
  2. Kredite sind keine Voraussetzung für die Herstellung von Gütern. Kredite sind vielmehr ein Zufallsprodukt, das sich dann ergibt, wenn auf die stets vorhandenen Güter mit Geld nicht zugegriffen wird..
  3. So stellt sich nun nach dieser Theorie die Frage, wozu dann die Ersparnisse und damit möglichen Kredite überhaupt verwendet werden, wenn sie nicht schon vor der Produktion der Güter, sondern erst nach dieser in Spiel kommen.
  4. Und es wird nach dieser Theorie zwar die Verschuldung und Schuldenakkumulation irgendwie plausibel erklärt, aber nicht, daß einzelwirtschaftlich zwar immer wieder ein Abbau der Schuldenlast erfolgt, und dennoch die Gesamtverschuldung ständig wächst.
Diese Unstimmigkeiten nimmt Creutz überhaupt nicht zur Kenntnis. Vielmehr baut er auf diesem schwankenden Theoriegebäude unbeirrt weiter auf.

So vertritt er auch die Meinung, daß Zentralbank und Geschäftsbanken unterschiedliche Aufgaben dahingehend hätten, daß erstere die Wirtschaft mit Geld zu versorgen hätte, letzere diese aber ‚nur‘ mit Geldüberschüssen, also mit aus Ersparnissen gebildeten Krediten.

Daß nun aber Bundesbank und Geschäftsbanken zusammengehörende Teile eines Ganzen sind, wird nicht nur aus der gemeinsamen konsolidierten Bilanz ersichtlich, wie sie allmonatlich in den Monatsberichten veröffentlicht wird. Die Federal Reserve, die US-amerikanische Zentralbank, ist sogar im Eigentum einiger der größten amerikanischen und europäischen Geschäftsbanken.

Der Unterschied zwischen Zentral- und Geschäftsbanken liegt darin, daß die Zentralbank allein das Recht hat, Zentralbankgeld zu emittieren, und keine Einlagen entgegen nehmen darf . Nirgends aber steht, daß die Geschäftsbanken kein Buchgeld emittieren dürfen, was ja gerade den Reformvorschlag eines 100%-Money, also die Einführung eines Vollreservesystems statt eines Teilreservesystems, bedenkenswert macht. Wobei diese Reservebank dann voll in der Verfügung einer staatlichen Institution sein müßte.

Creutz kann diesen Vorschlag sogar etwas abgewinnen. Allerdings nicht, weil er dadurch die Versorgung der Wirtschaft mit Geld besser gewährleistet sieht, sondern nur aus Definitionsgründen. Er bemängelt, daß Buchgeld gleichzeitig Geld und Guthaben ist, also gleichzeitig Nachfragemittel und Kreditmittel oder Kreditpotential. Deshalb will er es rechtlich auf seine Funktion als Geld beschränken.

Das Kreditpotential, das Creutz als das Aggregat von M2 und M3 ausweist, ist für ihn das Potential für eine noch mögliche Kreditvergabe. Tatsächlich sind das aber bereits aushaftende Schulden bzw. offene Guthaben, also das, was man auch als Geldkapital bezeichnen könnte. Hingegen kann nach Creutz‘scher Theorie das Kreditpotential nur ein Anteil des Nachfragepotentials sein, nämlich jener, der momentan nicht nachfragewirksam eingesetzt wird.

Nun stützt Creutz die Meinung, daß die Geschäftsbanken die Wirtschaft mit jenen Geldüberschüssen zu versorgen hätten, die sich bei anderen sammeln, auch mit einer Aussage der EZB, einer Autorität, der er hier Gewicht verleiht, es ihr aber dann abspricht, wenn sie die Möglichkeit der Buchgeldschöpfung der Geschäftsbanken bestätigt. Dann betreibt auch sie Theorieschöpfung.

Zum Beweis dieser Theorieschöpfung beruft er sich auf die konsolidierten Bilanzen der Bundesbank und der Geschäftsbanken, interpretiert diese aber nicht als Bilanzen, in der die Haben- und Sollseite zusammengehörige Teile des Ganzen sind. Er "bereinigt" vielmehr die Sollseite so, daß sie nun eine höhere Summe zeigt wie die "bereinigte" Habenseite, erklärt dann diese Sollseite als Ausweis der Ersparnisse und die Habenseite als Ausweis der vergebenen Kredite. So meint er nun beweisen zu können, daß eine Kredit- und Geldschöpfung der Geschäftsbanken gar nicht gegeben sein kann, weil eine Ersparnisbildung höher als die Kreditvergaben diese Schöpfung gar nicht mehr notwendig macht.

Die Realität der doppelten Buchhaltung entblößt diese Argumentation jedoch als nicht haltbar. Bei der von Creutz reklamierten Zweistufigkeit des Vorganges – zuerst Ersparnisbildung, dann Kreditvergabe – wird jeweils eine ‚doppelte Buchung‘ vorgenommen: Die Ersparnis hat also bereits vor der Kreditvergabe eine Haben – und Sollseite. So wie auch jeder Kredit eine Haben- und Sollseite hat, gleichgültig ob er aus einer Ersparnis kommt oder aus "dem Nichts geschöpft" ist. Die Aufsummierung der Haben- und Sollseite muß daher immer aus’balanziert‘, also gleich hoch sein. Die Bilanz kann somit überhaupt nichts in Richtung eines Beweises zeigen, wie ihn Creutz sucht.

Wiewohl Creutz nun die Möglichkeit einer Buchgeldschöpfung verneint, stellt er in der Bilanz eine Buchgeldmenge fest, die ein Mehrfaches der Bargeldmenge ausmacht. Da dieser Buchgeldmenge jedoch ein vermeintlicher gleich großer Rückgang der Bargeldmenge gegenübersteht, scheint für ihn keine Schöpfung der Geschäftsbanken vorzuliegen.

Das so frei gewordene Bargeld wird nun aber der Zentralbank zurückgezahlt, wie Creutz festhält, um so die Verschuldungen der Geschäftsbanken bei dieser zu reduzieren. Damit aber wird das Bargeld wieder "vernichtet", ein Vorgang, mit dem das Gegenteil der Bargeldschöpfung "aus dem Nichts" beschrieben wird. Damit aber wird jenes Bargeld vernichtet, auf das sich das Buchgeld als Forderung auf Geld bezieht. Dafür aber wird Buchgeld geschöpft.

Weiters zeigt die Realität ganz deutlich, daß die Zinszahlungen, die entscheidend zur Akkumulation von Geldvermögen beitragen, nicht aus einer Umverteilung von den Arbeitseinkommen hin zu den Kapitaleinkommen zustande kommen können. Denn eine Umverteilung innerhalb einer Bestandsgrößenrechnung von einem Konto auf ein anderes läßt die Schlußsumme vollkommen unberührt. Wenn jedoch die Schlußsummen der Bilanzen sowohl auf der Haben- wie auf der Sollseite wachsen, müssen sowohl die Verbindlichkeiten wie auch die Forderungen insgesamt wachsen, also die Schulden wie auch Kredite aus dem "Nichts" – und nicht aus Ersparnissen.

Aus all diesen so zurechtgerichteten Fakten leitet nun Creutz die Einführung einer konstruktiven Umlaufsicherung als die erste und vorerst einzige Maßnahme einer Geldreform ab. Wobei er nicht sagt, ob dies allein für das Bargeld erforderlich ist, oder auch für das Buchgeld. Jenes Buchgeld, das auch nach Creutz ein Guthaben und deshalb auch Kreditpotential ist, das er aber gerade deshalb auf seine Funktion als Nachfragepotential beschränken will. Warum?

Das Bargeld in den Händen des Publikums wird mit 245 Mrd. DM beziffert, wovon die Hälfte nach Creutz irgendwo in den Reformstaaten gehalten wird, um so der gewaltigen Inflation der Landeswährung zu entkommen, bzw. als Schwarzgeld in kriminellen Kassen. Eine Geldhaltung, die auch bei einer Umlaufsicherung in der Höhe von 5 bis 6 Prozent pro Jahr nicht aufgegeben wird.

Das mit dem Geld umzusetzende Sozialprodukt liegt bei 3100 Mrd. DM.

Soweit einige Zahlen.

Brauchen wir nun eine Umlaufsicherung? Creutz selbst schreibt: "Aufgrund dieser sich wiederholenden revolvierenden Einsätze des Tauschmittels Geld, übersteigen die sich daraus ergebenden Tausch- und Überlassungsvorgänge die Geldmenge bei weitem und in ihren Additionen immer mehr. Das trifft selbst auf die jährliche Wertschöpfung zu. Denn hinter dieser Wertschöpfungsgröße steht ein Vielfaches derselben als Zahlungsvorgängen." Das heißt doch, daß das Geld flott umläuft. Oder?

Überhaupt: Wer hält heute wirklich noch Geld, außer den oben genannten Kreisen? Beweisen die gigantischen Umsätze auf den Finanzmärkten nicht gerade das Gegenteil einer Geldhortung? Oder geht es um eine noch höhere Umlaufgeschwindigkeit, um so noch an Zentralbankkrediten einzusparen? Nach Creutz machen die nur einen ganz kleine Prozentsatz an der Gesamtszinskosten aus und fließen sowieso wieder dem Staat zu.

Eine Begründung dieser Maßnahme ist nirgendwo so recht zu finden.

Die von anderer Seite vorgeschlagene Maßnahme mit der Einführung eines Vollsreservesystems aber kann Creutz auf Grundlage seiner Theorie nicht nachvollziehen.

Ein stimmiges Erklärungsmuster

Nach Meinung von Hans Ch. Binswanger und vielen anderen, die sich auch mit der Geldthematik beschäftigen, liegt die Ursache für das Entstehen der sozialen und ökologischen Probleme originär im Geld als wesentliches Element einer auf industrielle Vorfabrikation ausgerichteten Wirtschaft. Faktum ist, daß diese Form der Wirtschaft auf einer Gesellschaft mit Privateigentum aufbaut. In dieser Eigentumsgesellschaft ist der Zugriff auf Ressourcen im fremden Eigentum nur durch vertragliche Vereinbarung mit dem Eigentümer möglich. Wird ein Anteil des mit und aus diesen Ressourcen Hergestellten Erfüllungsinhalt des Vertrages, so ist Verschuldung mit dieser Wirtschaft inhärent verbunden. Die Übergabe des Erfüllungsinhaltes erlöst dann von dieser Schuld.

Eine besondere Form dieser Verschuldungswirtschaft ist die Kredit- und Geldwirtschaft.

Es ist der Kredit, der am Anfang steht, und der am Ende, das heißt nach erfolgter Produktion und Verkauf des Erzeugtem, zurückgezahlt werden muß. Wir haben also eine Kreditwirtschaft, wie wir täglich beobachten können. In dieser entstehen so Schulden und Geld, und verschwinden so auch wieder Schulden und Geld. Wobei die Schulden beim Kreditnehmer hängen bleiben, während das Geld zum Verkäufer irgendwelcher Ressourcen wandert. Von diesem aber wandert das Geld nun nicht weiter zu anderen Unternehmen, denn diese wurden ja schon seinerzeit mit dem Geld bezahlt, das aus dem Kredit gekommen ist, den damals der Verkäufer aufgenommen hat – der Kredit also, der auch beim Verkäufer hängen geblieben ist und den er jetzt mit dem Geld aus dem Verkauf tilgt.

Geld läuft in diesem Sinn nicht von Hand zu Hand immer weiter. Es läuft nur von der Hand des Kreditnehmers in die des Kredittilgers.

Die notwendige Geldmenge muß also in unserem gegenwärtigen System somit zu jedem Zeitpunkt immer wieder neu aus einem Zusammenspiel von Bankensystem und Produktionswirtschaft entstehen Sie wird dabei maßgeblich durch die zukünftigen Erwartungen der Unternehmen gesteuert, nicht aber durch das gegenwärtige Angebot an Gütern und Leistungen und deren Preise bei einem konstantem Preisniveau. Dieses Geldsystem hat dabei maßgeblichen Anteil an der Entwicklung unserer hocharbeitsteiligen Industriewirtschaft. Es mag sein, daß es einen notwendigen Schub in der take-off Phase dieser Wirtschaft hervorbrachte. Denn diese ist durch Mangelwirtschaft und ungesättigte Märkte gekennzeichnet, in der die Zukunftserwartungen gut sind und damit wachsende Investitionsausgaben erwartet werden können.

Verschuldung setzt ja stets Entscheidungen voraus, die in die Zukunft wirken. Die Folge ist ein Zusammentreffen der Entscheidungen aus der Vergangenheit und jener für die Zukunft in der Gegenwart. In dieser bemühen sich die Unternehmen zum einen, ihre bereits erzeugten Produkte in einer solchen Stückzahl und mit einem solchen Stückpreis zu verkaufen, der einen möglichst hohen Ertrag sichert, zum anderen aber, die gegenwärtige Produktion mit möglichst geringen Stückkosten und darauf abgestimmter Stückzahl so auszurichten, daß die Gesamtkosten möglichst niedrig bleiben. Da aber die Gesamtkosten ident sind mit dem Gesamteinkommen, gerät die Kreditwirtschaft hier insbesondere bei gesättigten Märkten in ein Dilemma. So versucht jeder Unternehmer, bei sich selbst möglichst zu sparen, in der Erwartung, daß andere das nicht so tun werden oder können. Der zunehmend immer härter werdende Wettbewerb spielt sich in diesem Bereich ab.

Die Schuldentilgung bereitet also den Unternehmern generell solange keine Sorgen, wie die Netto-Investitionen und damit die Wirtschaft entsprechend wächst. Deshalb sind auch die Ökonomen so sehr um ein ausreichendes Wirtschaftswachstum besorgt.

Was aber tun, wenn dieses Wachstum zurückgeht oder gar aufhört? Wenn die heutigen Investitionen weniger Geldaufwendungen benötigen als die gestern, und damit die Einkommen heute gleichfalls niedriger sind als die Kosten der gestern erzeugten Produkte? Dann können diese nämlich nicht einmal mehr kostendeckend verkauft werden. Die Wirtschaft kommt also in Trudeln.

Vorerst machen wir die Erfahrung, daß der Wettbewerb um das weniger werdende Geld immer heftige wird: So werden die Menschen als Konsumenten immer heftiger mit allen Mitteln veranlaßt, möglichst viel Geld ausgeben, aber ebenso wird alles mögliche versucht, damit sie als Lohnempfänger möglichst wenig Geld kosten.

Wir sollten nun aber erkennen, daß die Geldversorgung unsrer Wirtschaft nur für die Phase eines Steigfluges ausgerichtet, nicht aber für die Phase eines Gleitfluges, in der der Schub zurückgenommen werden muß. Das aber heißt, das Geldsystem dahingehend zu reformieren, daß die für ein konstantes Preisniveau erforderliche Geldmenge nicht allein oder nicht mehr von der Investitionsbereitschaft bzw. den zukünftige Erwartungen der Investoren abhängt.

Eine Vorstellung ist, daß der Staat Geld Zugriff auf jene Geldmenge hat, die erforderlich ist, um jene zusätzliche Nachfrage hervorzubringen, die der Mehrheit der Unternehmern zumindest solche Einnahmen ermöglicht, mit denen sie ihre in der Vergangenheit eingegangenen Schulden tilgen können. Ein Zugriff auf Geld, ohne daß sich der Staat dabei immer mehr verschulden muß.

Wo wir weiter suchen sollten

Neue interessante Vorschläge, die wir uns anschauen sollten, liegen vor:

John Kutyn, The Natur of Money, überarbeitete Fassung vom Jänner 2001,bei mir vorliegendIch habe diese Arbeit schon weitgehend durchgearbeitet und bin in Kontakt mit dem Verfasser. Er schlägt so wie Huber ein Vollgeld (100%-Money) vor und knüpft damit an Irving Fisher an, der sich in den 20-iger Jahren intensiv mit Gesell beschäftigt hat. Etliches ist bei ihm für mich noch offen.

Joseph Huber, Vollgeld, Beschäftigung, Grundsicherung und weniger Staatsquote durch eine modernisierte Geldordnung, Duncker und Humblot, 1998 Preis ca. 100 DM
Ich habe das Buch bestellt. Interessant ist für mich auch der Zusammenhang mit der Einführung einer Grundsicherung.
 

Verwendete Unterlagen

Helmut Creutz, das Geldsyndrom, Ullstein, 1994
Hans Ch. Binswanger, Geld & Natur, Weitbrecht, 1991
Ernst Dorfner, Der Zins in der modernen Geldwirtschaft, in Binswanger/Flotow, Geld & Wachstum, Weitbrecht, 1994, auch unter www.dieterb.de/newmoney/texte abrufbar, ebenso: Vom Warenmarkt zum Finanzmarkt
Helmut Creutz, Theorien oder Fakten, - was führt uns weiter? evolution, 10/94
Helmut Creutz, Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken, Theorie oder Wirklichkeit, ZfS 108/96
Bundesbank, Bankenstatistische Übersicht, Konsolidierte Bilanz der MFIs,
John Kutyn, The Nature of Money