Liebe Gelddenker!

Hans Eisenkolb würde, falls er uns noch der Diskussion für würdig erachtete,
sicher zum Problem Japan die Patentlösung Umlaufsicherung anbieten.
Warum nur beachten ihn die Japaner nicht?

Ich denke, sie haben recht, diese Lösung nicht in Betracht zu ziehen.

Faktum ist, daß trotz niedrigster Zinsen aller Zeiten, die Japanische Wirtschaft
zu wenig Kredit nimmt. (Ich hab einen Yen-Kredit laufen und zahle nur sagenhafte
1,75% Zinsen p.a. - damit halte ich  - und andere  - vielleicht eine
zusammenbruchsgefährete Japanische Bank über Wasser - aber der Japanischen
Produktion hilft das nix.)
Die japanischen Unternehmer haben keinen Grund, Kredite zu wollen, weil ohnedies
die Produktionskapazitäten nicht ausgelastet sind. Die Privaten machen sich
Sorgen um die Zukunft und tun es auch nicht.
Weil die Japaner im Inland zu wenig Kredit nehmen, ist zuwenig Geld für die Nachfrage da.
Und weil zuwenig Nachfrage da ist, braucht man auch die Produktionskapazität
nicht zu erhöhen. u.s.w.

Weil ein Teil der Japaner zudem versucht die alten Schulden (von 800 Mrd Dollar
faulen Schulden war die Rede) doch noch zu bezahlen, ist noch weniger Geld da.
Die enormen Kreditaufnahmen des Staates haben auch nicht wirklich geholfen.
Die alten Spekulanten haben jetzt weniger aber der Staat hat mehr Schulden.

Man hört aber, daß es viele Sparguthaben gibt und sogar die Privat-Tresore gut
mit Bargeld gefüllt sind.

Jetzt kommt Eisenkolb und führt die wohlbekannte Umlaufsicherung ein.
Was wird geschehen?
Ein Wunder?
Geben die Japaner jetzt ihr gehortetes Geld plötzlich aus?

Sie horten Geld, weil sie erlebt haben, daß die Aktien - auf deren
Wertsteigerung sie ihre Zukunft gebaut hatten - plötzlich (Anfang der 90er
Jahre) nichts mehr wert waren. Das sitzt ihnen in den Knochen. Sie haben Angst.
Deshalb horten sie jetzt Geld in bar oder am Sparkonto und dies trotz Null-Habenzinsen.
Es gibt Deflation und die Null-Zinsen stören sie überhaupt nicht, denn der Yen
wird (im Inland) immer wertvoller.

Jetzt kommt Eisenkolb und besteuert das Bargeld.

Wer nun Bargeld gehortet hat, hat drei Möglichkeiten.
Wenn er irgendeiner Bank noch traut (gut 20 japanische Banken sind schon
zusammengebrochen), dann bringt er sein Bargeld dorthin und legt es auf ein
Sparkonto.
Er bekommt keine Zinsen, aber er muß auch die Geldsteuer nicht bezahlen. Der
Staat hat nichts davon.
Das ist das beste, was der einzelne Horter in der Situation für sich tun kann.
Die allermeisten Bargeldhorter würden das wohl auch so machen.
Aber hilft das der Wirtschaft auf die Füsse?
Jetzt haben die Banken das Bargeld im Tresor, aber niemand will solches.
Lieber benutzt man Giralgeld (oder Bankomatgeld oder Kreditkarte).
Also geben die Geschäftsbanken das Bargeld mit Sicherheit an die Zentralbank
zurück und ersparen sich so die Geldsteuer.
Warum sollten sie anders handeln?

Der Bargeldhorter kann das Bargeld aber auch in seinem Tresor lassen.
Dann muß er die Umlaufgebühr entrichten (spätestens, wenn er das Geld verwenden
will) aber er kann sich sagen, dafür wird das Geld doch ohnedies immer mehr wert
und ich hab es sicher. Das kompensiert sich.
Auch das werden einige tun. Das aber bringt die Wirtschaft gewiß nicht in Schwung.
Der Staat bekäme früher oder später ein wenig Geldsteuer.
Dann muß er ein klein wenig weniger Staatsschulden machen. (Die japanische
Staatsverschuldung liegt bereits bei 140% des BIP. Das Schlimmste, was dem
japanischen Staat jetzt passieren kann, ist es, daß die Zinsen steigen. Das
täten diese, wenn die Wirtschaft anspringt.)

Es könnte nun tatsächlich ein paar Horter geben, die nach Einführung der
Geldsteuer beschließen, ihr Bargeld doch auszugeben. DAS wäre gut für die
Wirtschaft!
Aber der Typus Mensch, der gerne Geld ausgibt, hortet es üblicherweise nicht im
Tresor oder unter der Matraze.
Warum sollte der bisherige Horter nur wegen der Geldsteuer plötzlich seine Angst
vor der Zukunft loswerden? Die Chancen sind geringfügig.

Es ist also eher anzunehmen, daß durch die Geldsteuer sehr wenig zusätzliches
Geld in den Umlauf kommt. Weder der Staat noch die Wirtschaft werden plötzlich boomen.

Könnte also sein, daß man (nicht der Hans Eisenkolb, für den Giralgeld nicht zu
existieren scheint) nun sagt, besteuern wir doch auch das Giralgeld in den
Banken. Das geht ohnedies viel leichter.

Die Idee ist naheliegend.
Bringt sie auch etwas?

Die Giralgeldhalter werden sich daraufhin fragen, ob sie ihr Geld auch wirklich
am Girokonto lassen müssen.
Wer meint, es (oder einen Teil) dort nicht zu brauchen, gibt es sofort auf ein Sparkonto.
Dann zahlt er keine Geldsteuer. Eher ein Anreiz, Geld (weiterhin) zu horten, als es auszugeben.
Eine gewisse Menge an flüssigem Geld wird nun sicher gebraucht werden.
Etwas mehr an Geldsteuer fließt zum Staat. Es kann es dann an Stelle der Bürger
ausgeben (oder auch nicht und etwas weniger Schulden machen). Die Zahlungsmoral
der Japaner wird etwas besser werden.

ABER DAS IST ES SCHON!.

Durch die Maßnahmen wird gibt es nämlich nicht mehr Geld in Japan.
Durch diese Maßnahme ändert sich praktisch nichts an der umlauffähigen Geldmenge.
Was vorher nicht umgelaufen ist, wird es auch jetzt kaum tun.
Daß das Geld plötzlich wie wild zu kreisen begänne, ist eine Illusion.
 

Silvio Gesell hat gesagt, wenn es Deflation gibt, muß das Währungsamt
ZUSÄTZLICHES Geld in die Wirtschaft pumpen Das aber geht nicht, solange es überhaupt
kein solches staatliches Währungsamt gibt!
Heute muß der Staat immer Schulden machen, damit er mehr Geld in die Wirtschaft pumpen kann!
Und das führt in den Untergang. Darauf haben Eisenkolb & Co. halt leider vergessen.

Gerhard Margreiter