Dieter Braun wrote:
>
> die Wert(theorie)hölle hat viele, viele Eingänge. Ich
> kann dir zwei Hilfen geben, um den Ausgang zu finden.
>
> Es geht darum, warum ich meine, daß alles, was monetär
> gegeben ist, auch monetär genommen wird. Also darum,
> warum Auf/Abschreibungen meiner Meinung nach einer
> Buchhaltung völlig zuwiederlaufen.

Hallo Dieter,

Achim könnte viel geschickter argumentieren, wenn er bereit wäre, sich
erstmal auf eure Ideen einzulassen. Zum Beispiel so:

Es mag ja richtig sein, dass eine saubere, rein monetäre Buchhaltung
präziser wäre. Es mag auch sein, dass man nur auf der Basis einer
solchen sauberen Buchführung den Geldwert stabilisieren kann und
vielleicht auch die monetäre Reichtumsverteilung.

Nun sind aber eben all dies monetäre Fragen und haben - wie du ja selber
immer wieder betonst - nichts und gar nichts mit der Verteilung der
realen, materiellen Reichtümer zu tun.

Da mag die monetäre Reichtumsverteilung noch so stabil sein, was wenn
unabhängig davon die Verteilung des realen materiellen Reichtums immer
mehr ins Ungleichgewicht kommt? Was wenn z.B. der Grund und Boden, in
vielen Ländern immer noch einer der wichtigsten Produktionsfaktoren,
sich in der Hand einer Clique extrem reicher Großgrundbesitzer
konzentriert? Was wenn die Fabriken und Häuser, die Wälder und Gärten,
die Computer und die Telefone, allesamt nur noch im Eigentum einer
winzigen Minderheit von - zwar nicht monetär, aber real - extrem
"reichen" Elite sind? Während die Masse der - zwar nicht monetär, aber
real - Armen diese Dinge wenn überhaupt so nur noch gemietet überlassen
bekommt?

Die rein monetäre Sichtweise verbucht ja immer nur ökonomische
*Transfers* von Waren und Diensten. Nicht erfasst werden hingegen deren
Bestände. Und diese Bestände - so jedenfalls Achim's Behauptung -
sammeln sich zunehmend in der Hand der Unternehmen bzw. indirekt der
Unternehmenseigner.

Deshalb ist es m.E. an der Zeit, dich eingehender mit der Frage der
"Aktienwährung" zu befassen. Sind Aktien tatsächlich Geld im weitesten
Sinne, d.h. im Sinne der BM? Und werden die (durchschnittlichen)
Aktienkurse tatsächlich durch ein wie immer geartetes quantitatives
Verhältnis von Aktien zu "normalem" Geld bestimmt? Letzteres scheint mir
wirklich vollkommen absurd zu sein.

Anmerkung: Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen der
Börsenentwicklung einserseits und den Geldsummen die durch
Börsenspekulation "gebunden" sind d.h. zu diesem Zweck von immer wieder
anderen Spekulaten als Kassa gehalten werden (müssen) andererseits. Da
aber der Aktienmarkt offenbar eine Mischform zwischen reinem
Devisenmarkt (nur Währung gegen Währung, Umtauschkurs statt Preis) und
Warenmarkt (Währungstransfer zur Verrechnung realer Leistungen) ist,
kann man diesen komplexen Zusammenhang wohl kaum als einfaches
"Quantitätsgesetz" beschreiben.

Klar ist, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt für jede an der Börse
gehandelte Aktie ein "Umtauschkurs" in Euro existiert. Was aber bestimmt
diesen Kurs? Oder sind Aktien nicht als Geld anzusehen, daher wie z.B.
Waren zu behandeln, also aus Bilanzen auch grundsätzlich herauszuhalten?
Dann gäbe es auch keinen "Umtauschkurs", sondern lediglich einen Preis.
Wovon aber hängt nun dieser Preis ab? Die Aktie hat ja keinen
"Nutzwert", sie ist lediglich ein abstrakter Unternehmensanteil.
Andererseits haben Aktien ja einiges gemeinsam mit Anleihen,
insbesondere werden sie von Unternehmen ausgegeben und versprechen eine
Dividende - wenn auch keine garantierte. Andererseits spielt die
Dividende ja heutzutage nur noch eine untergeordnete Rolle, es wird
vielmehr auf die Preissteigerung bzw. Umtauschkurssteigerung spekuliert.

Gibt es für diese Kurssteigerungen eventuell reale Grundlagen? Zum
Beispiel Zunahme des tatsächlich nutzbaren Sachvermögens der Firma, bzw.
auch des immateriellen Vermögens, zum Beispiel solchem welches die
Angelsachsen gerne Goodwill nennen?

NB: Könnten Spekulationen nicht auch die Umtauschkurse in einem
Zweiwährungssystem (Bankaktiva vs. -passiva) verzerren? Ließe sich ein
solches Spiel möglicherweise - wie an der Börse - über längere Zeit
aufrecht erhalten, und könnten nicht auch hier raffinierte Insider kurz
vor dem letztlich unvermeidlichen Absturz (den sie damit auch gleich
noch auslösen) ihre Schäfchen ins trockene bringen a.k.a. in Sachwerte
(z.B. Grundbesitz, Edelmetalle) flüchten?

Ben