Grüezi Helmut Creutz und Runde

Helmut Creutz schrieb:
>Dank für Ihre Mail, in der Sie auf meine Fragen
>in einer so abgehobenen hochtheoretischen Weise
>eingegangen sind, dass ich leider passen und
>meine Fragen als für mich nicht beantwortet betrachten
>muss.
>
>Sollten Sie in der Lage sein, die Fragen in einer für
>jeden Normalsterblichen verständlichen Sprache zu
>beantworten, würde ich mich darüber sehr freuen,
>vermutlich auch einige weitere Mitleser.

Das ist ein  " bisschen"  schwierig :-(
Aber machbar  :-)

Die meisten "Normalsterblichen" veranstalten zwar ein
Wortwirrwarr und Wortsinnverhunzungen. Und finden
das meist "normal" . Das ist schon lange ein  Thema
bei Gelehrten, Denkern und auch jenen ganz
normalen Menschen, die achtsam mit Worten
umgehen. Denn heute ist es z. B. "normal", zu sagen:

Man "lacht sich Tode", obwohl Lachen gesund ist. Man hat
"Mordsspass gehabt" und meint damit fröhlich gefeiert
Oder man bezeichnet sexualmotivierte Kindsmörder mit
"Pädophiler" was eigentlich griech. "Kindsfreund"
bedeutet.(paidós=Kind/Knabe, philos=liebend, Freund)
 

N o t a b e n e: "Das Guthaben" versus "das Schuldhaben":
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a) Man  kann eine Frau, Kinder, Fernseher, Geld haben,
Guthaben  h a b e n.  M. E. haben die wengisten Geldreformer
die glückliche Einsicht gehabt, gewahr zu werden, dass  das
Wort "haben" fast genauso häufig gebraucht wird im Zusammenhang
mit  b)Pech haben, Unglück haben,  Schmerzen, Krankheiten haben
und   *S c h u l d e n   h a b e n*.

Definition
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*Somit sollte man sich m.E. ernsthaft der Frage stellen: Braucht
die Wirtschaftswissenschaft und die -Praxis womöglich "haben"
im negativen Sinne wie "Pech  haben",  "Schulden haben"?
(negativ kommt von lat. negeare="nein sagen")
Tatsächlich ist es so: soll=s, haben=h
-Passiva (wie zB.Verpflichtungen) steigen via "h" und sinken via "s"
-Aktiva   (wie zB Forderungen)      steigen via "s" und sinken via "h"*

Passiva stammt von passiv=erdulden, das seinerseits
auf lat. passum=erdulden(d), leiden(d) zurück geht.
Etymologisch verwandt mit "Passion"

Theorie
*********.
Zu Ihrem Einwand , ich sei "abgehoben theoretisch", muss ich Konfuzius
um Hilfe und Beistand anflehen:-). Vgl. Ihr Konfuzius-Zitat im   Buch
"Geldsysdrom"(1994, S.25): "Wenn die Begriffe nicht richtig sind,  so
stimmen auch die Worte nicht, und stimmen die Worte nicht, kommen
auch die Werke nicht zustande" .

Das  Wort "theoretisch" kommt von griech: "théa - horáein"
"théa"= "Schau, Show", von dem "Theater" abstammt bzw.
"horáein"="schauen". Der Quantenphysiker David Bohm betrachtete
und umschrieb Theorien als "An-schauungen" des grossartigsten
und geheimvollsten "Schauspiels", nämlich der dynamischen Natur,
zu welcher  der Mensch auch gehöre.

Dynamisch: Musik und Fibu
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In jedem Fibu-Lehrbuch wird auf den ersten Seiten dargelegt:
Fibu ist sozusagen ähnlich, wie Musiknoten aufschreiben. Statt den
dynamischen Prozess "Musik", den dynamischen Prozess "Wirt-
schaften": Statt mit Notensystem, mit einer Serie von Fibu-Sätzen.
(Das zu überprüfen kostet nix. Nur ein bisschen guten Willen,
um in einer Buchhandlung gratis in der Abteilung "BWL" in
Fibu-Lehrbüchern zu stöbern ).

Ählich wie ein Musiker auf Notenblättern Musik "aufschreiben/ablesen"
kann, vermag ein ausgebildeter Fibu-Experte anhand Serien verknüpfter
Fibu-Sätze komplexe Geschäfte abstrakt zu beschreiben/zu erkennen,
wie z.B. ein SWIFT-Transfer einer deutschen Firma via Dresdner
Bank AG an  eine indische Firma mit Konto bei der Indian Trust Bank Ltd,
und auch dern Grund für den bargeldlosen Transfer.

"spurlose" Alltagsgeschäfte
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Oft hinterlassen völlig alltägliche Geschäfte keinerlei Spuren in der
Umwelt, die sinnlich wahrnehmbar wären. Sondern nur noch
"Spuren" in Form von Belegen/Buchungen in Fibus: Bsp.:Wenn
meine Firma eine geschuldete Rechnung für die Betriebshaftplichts-
Versicherung(oder die Stromrechnung) via Bank an  Versicherung
(oder an's EKW)  begleicht.

Ansatzpunkte
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Mit andern Worten: Wer die abstrakte Fibu-Logik und deren Aufzeichungs-
methode als  Unfug betrachtet, der in betriebswirtschaftlichen Fachbüchern
herum geistere, verhält sich ähnlich wie ein Barbar, der Noten auf Notenblätter
für Krakel halten würde. Ich sage Ihnen das mit allem Respekt, Ehrbietung
und in Freundschaft. Denn ich bin  Ihnen dankbar für Ihr  engagiertes Buch
"Geldsyndrom"(1994), das massgeblichen Anteil daran hatte, dass ich
"geldkritisch" geworden bin. Und  ich weiss und anerkenne auch, dass Sie
einige höchst orginelle Ansätze volkswirtschaftlicher Art entwickelt  haben,
die es m.E. verdienten, beachtet/betrachtet zu werden. Aber......, die......
Volkswirtschaftlehre (VWL) ist nicht Betriebswirtschaftslehre(BWL)!

Jene BWLer an den Unis (mit fundierter Fibu-Ausbildung) können
Ihre  Argumente zerfetzen und werden Sie sozusagen kreuzigen.
Die sind nicht so nett:-) wie ich. Ich möchte Ihnen zeigen, wie die
BWLer Sie auseinander nehmen würden. Bitte nehmen Sie es
nicht persönlich. Sondern als Info:
 

1) WVL-Formel der sogen.mulitplen Buchgeldschöpfung
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Uni-BWler: "Typischer Unfug der WVLer, die Fibu nicht
kapieren. Unsinnige Matheformel, basierend  auf  unsinngien
ceteris paribus Annahmen. Vgl. Obst/Hintner. Issing".
 

2) Zur Ihrem Argument: Sie würden durch Widerlegung
der "WVL-Matheformel der rmulitplen Buchgeldschöpfung",
nun die Buchgeldschöpfung der Banken  bezweifeln/Sie
hätten sie widerlegt.
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Uni-BWLer: "Unakzeptabel: Der Autor operiert nach der
"Logik": Die Bevölkerungsentwickelung in Afrika wurde
wurde falsch progostiziert. Schlussfolgung: In Afrika
kommen keine Kinder zur Welt".
.
.
3) Zur Ihrer Behauptung "Banken würden -"zwischenzeitlich"-
Sichtkontostände, die auf des Sparers Konto "liegen", an
andere Nichtbanken ausleihen/anlegen.
***************************************************************
Uni-BWLer: "Völlig daneben. Denn es würden: Sichtkonto
(Bankpassiva) im soll sinken und gewährte Kredite(Bankaktiva)
im "soll" steigen. (Siehe obige Definition).Schon juristisch
unmögliche Konstruktion.Deswegen auch: "Verbotene"
Buchung, die wegen  Fibu-Logik sowieso grundsätzlich,
immanent verunmöglicht ist und wird. Basta. Ansonsten:
Weiter verbeiteter Irrtum in der Öffentlichkeit. Banken gehen
durch Bargeld entgegennehmen ein Schuldverhältnis
mit dem Sparer ein. In der Bank ist "Sparkonto" ein passiva
und bei Sparer ein aktiva. In der Bank wird niemals das Spar-
konto gefüllt, sondern  DIE die Bankkassa mit gegenbuchung
Sparkonto. Diesbezügliche Missverständnisse kommen offenbar von
den  üblichen gedankenlosen Wortsinnverdrehungen, wie "auf's Konto
einzahlen", "vom Konto abheben", die sachlich falsch sind und
das  Wesentliche  verbergen."

(Ansonsten: Banken dürfen sich- wie jede Person und
jede Firma- "bargeldlos"  verschulden". Auch eine von
Swissair nicht bezahlte Rechnung bzgl. Flugbenzin stellt
eine  Art bargeldloses Schuldverhältnis zu Shell dar,
mit dem Nachteil, des es nicht sehr luiqide ist. Diesen
Nachteil haben die Banken nicht, und sind zu einer
Gefahr für die Wirtschaft geworden. M.E. ohne dass
sich die Banken dem bewusst sind. Auch die
Firmenleitungen fragen sich  nie, welchen Sinn
es macht, Urwälder zu fällen, nur um mehr
"Bankguthaben zu haben", wie die Konkurrenz).

 

4)Zur Ihrem Argument gegenüber Gerhard Margeiter
von vorgestern: Bank würde die  Kreditvergabe "aus
den gesammelten" Überschüssen, die auf Sichtkonti
"liegen", doppelt in Bankaktiva und in doppelt
Bankpassiva verbuchen
************************************************************.
Uni-BWLer: "Widerspricht fundamental dem Fibugrund-
satz: Ein Geschäftsfall pro Fibu=1 Buchungssatz pro Fibu.
(D.h. bei 3 Beteiligten 3 Fibusätze nicht 4. Auch, falls
man "Sparer" wegdenkt und nur angebliche Überschüsse
betrachtet, ergibt o.g. Aussage   3 Buchungssätze unter
2 Beteiligten).  Ansonsten:Gäbe bei Aktiva und Passiva
der Bank je ein Nullsummenspiel.  (Siehe oben: Definition).
Steht in Widerspruch zu Seite S. 58 im Buch "Geldsyndrom"
des Autors, in dem  der Autor Bilanzverlängerungen  bei
Kreditvergaben darstellt. Autor kapiert Fibu nicht".
 

5)Zur Ihrer Darstellung S. 58, Buch "Geldsyndrom"
*******************************************************
Uni-BWLer: "Autor stellt Bankbilanz verkehrt dar.
Seitenverdreht. Könnte zur Not aktzeptiert werden. Aber:
der Autor hat vergessen, darzustellen,  dass Sichtkonti
bei Bank passiva  u n d   bei Nichtbanken aktiva sind.
Bzw. Bankkredite bei Bank aktiva  u n d wiederum
bei Nichtbank passiva: D.h. der Autor verleitet dazu,
dass Nichtbanken ohne Fibu-Kenntnisse die
Funktionsweise der Banken nicht kapieren,
aufgrund der fahrlässigen Darstellung, bei der auch
fehlt, wie Banken ihren fibu-technische Aufwand
bewerktstelligen: Löhne, Strom, Bankpassivazinsen .
Auch Bankaktivazinsen fehlen. Weiters fehlt jegliche
Beschreibung des Auslandszahlungsverkehrs
via SWIFT u.v.m. Das Beispiel des Autors ist völlig
unakzeptabel".

Fazit: Die Zeit drängt: Die Fragen bzgl. "Schuldhaben" und
"Guthaben" gehören an die Öffentlichkeit. Lassen Sie sich,
von einem Fibu-Profi  wie mir, mit 20 Jahren Erfahrung,
unter die Arme greifen?

fragt
Robert aus Romanshorn, der Sie und die Runde grüsst
 

PS:

Allen, die bis zum Schluss gelesen haben.Danke.
 

Kritisches zur Fibu:
**********************
Die Fibu-Sicht hat auch gravierende Mängel,
die unter kritischen BWL/Fibu Profis längst bekannt
sind, aber in der Mainstream Wirtschaftswissenschaft
ein Tabu sind und auch öffentlich nicht diskutiert werden.
Fibu-Sicht  ignoriert  aufgrund der Fibu-Regeln
grundsätzlich die Natureingriffe der Wirtschaft völlig.
Da sich aus der Fibu auch die steuerbaren  Gewinne
ergeben, kann und hat der Steuergesetzgeber
"Luftbuchungen" vorgeschrieben, welche die
Fibu-Jahres-Resultate  (Bilanz per 31.12, Gewinn- und
Verlustrechnung per Jahr, sogen.GuV)  oft bis fast zur
Unkenntlichkeit  verfälschen können. Desweitern *s t e h t*
in einer Bilanz  per 31.12  nur  der "Schlussakkord" eines
komplexen "Musikstückes" eines Jahres  und sollte
deswegen grundsätzlich mit Misstrauen und Vorsicht
betrachtet werden. Beispiel: Die Schweizerische National
Bank veröffentlicht EndMonats- und EndJahreszahlen (aus
der SNB-Bilanz) der Bargeldmenge: Seit 1955(=Beginn
der Datenreihe) steigt die Bargeldmenge im Monat
November/Dezember steil an und sinkt  im Januar/Februar
wieder steil ab. Grund dafür sind die der Weihnachtseinkäufe
in bar von uns Konsumenten bzw. die Banken, die sich schnell
von der SNB mehr Bargeld  für  den"Weihnachtsrummel"
besorgen, das die Banken nach dem Rummel  ebenso schnell
wieder der SNB zurück geben. Auch ein Genie wie Albert Einstein,
kann das selbstverständlich nicht bemerken,  wenn ihm
nur die EndJahreszahlen der SNB zu Verfügung stehen.
 
 

Subject: AW: Schuld ist Geld /möglicher Beitrag r-Evolution
 

Grüezi mitänand!

Gehard Margreiter schrieb:
>Aus der Replik von H. Creutz ist der prinzipielle Denkfehler
>ablesbar. Er schreibt daß,  "...die Bank dieses Buchgeld von
>einem Sparer erhalten hat, der seine Überschüsse auf dem
>Girkokonto, die er selbst nicht mehr für Zahlungszwecke
>benötigt, der Bank für Kreditvergaben zur Verfügung stellt.
> Wo wird hier etwas geschöpft.....?"

Dieser Vorgang, den Helmut Creutz oben beschreibt, geht finanzbuchhalterisch gar nicht auf und kommt in Banken so auch nicht vor. Sondern im bargeldlosen Fall so, wie Gerhard Margreiter es schon oft beschrieben hat. (Es gibt noch weitere Möglichkeiten) Es stimmt m.E., dass Helmut Creutz auch in seinem obigen Beispiel in eine (von vielen)
Buchhaltungsfallen getappt ist:
G r u n d/Begründung   für  Helmut Creutz' Fehler:
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Würde eine Bank vom bargeldlosen Girokontostand von Otto etwas "als Kredit" auf das Kredtikonto von Fritz "übertragen",  müsste die Bank beachten:
 I) Girokonti(von Otto Normalverbraucher) sind in Banken passiva; p a s s i  v a     nehmen im s o l l  a b.

 ii) Kreditkonti(von Fritz Normalverbraucher) sind in Banken aktiva;  a k t i v a    nehmen im s o l l   z u

 iii) Aber: eine solche Buchung s o l l  / s o l l  ist strikte
 "verboten"; wie in jeden Fibu-Lehrbuch nachzuleSsen ist, weil sie die Balance    von   s o l l  und h a b e n durcheinanderbringt, auf der Fibu aufgebaut ist.
Fazit: Helmut Creutz hat einen fundamental wichtigen banktechnischen Vorgang völlig falsch beschreiben.  So ist es kein Wunder, dass er Gerhard Margreiter nicht verstehen kann.
 

Grüsse in die Runde
Robert Fischer